Das NordkappProjekt: Goldene Klohäuschen, Wale und Rentiere
Das NordkappProjekt: Goldene Klohäuschen, Wale und Rentiere
Ein goldenes Klohäuschen würde man auf den ersten Gedanken eher in Abu Dhabi oder Dubai erwarten – nicht im landschaftlich kargen Norwegen. Und doch: Am Wegesrand, in einer bei schönem Wetter sehr schmucken Bucht, steht genau dieses Kunstwerk. Und war eine Station der Abenteurer auf dem Weg zum Nordkapp.
Markus Gründel und Nicole Wunram sind mit ihrem „Wohnmobil“, einem Twingo, unterwegs zum Nordkap. Bei gps.de schreiben sie über ihre Erlebnisse, Erfahrungen und Abenteuer, die sie auf der Tour erleben. Die bisherigen Berichte ihrer Reise:Mit dem Twingo nach ganz oben,Das Abenteuer beginnt,Wieder im Spiel,Caches, Touristen und Cachewartung,Traumhafte Landschaft der Lofoten.
Wir entschlossen uns auf den Vesterålen die erste Insel Hadseløya links liegen zu lassen und von Langøya die kleinere und vermutlich weniger frequentierte Westumfahrung einzuschlagen. Die Landschaft war mehr grün, weniger grau und die Berge runder wie die Lofoten – leider aber auch ständig Häuser und keine Rastplätze.
23.7. Sonntag
Heute fuhren wir die 820 weiter westwärts zur Vogelinsel bei Nykvåg. Der Weg mutete wie im Allgäu an, sogar kleine weiße Kirchen gibt es hier. Und dann konnten wir den Vogelfelsen sehen.
Viele, viele Möwen, kleinere, emsig wie Bienen schwirrende, Vögel. Und dann sogar Adler! Die waren zweifelsfrei aufgrund ihrer Größe von den restlichen Vögeln zu unterscheiden, nur nahe genug heran kamen wir nicht. Aber als dunkle Punkte konnten wir sie auf die Speicherkarte unserer Kamera bannen. Hier gab es auch einen klassisch versteckten Cache am Straßenrand direkt unterhalb einer Möwenkolonie.
Einsame Windräder
Da wir hier nun fast schon am Ende der Welt waren, entschlossen wir uns noch 6 Kilometer weiter zum letzten Ort Hovden zu fahren. Und plötzlich am Wasser zwei große Vögel – Adler. Also anhalten und Kameras gezückt. Glücklicherweise ist hier ja nicht so viel Verkehr, dass man die nachfolgenden Autos behindern würde. Im Ort selbst gab es eine Camping-Wiese, perfekt für die Übernachtung. Wir haben einen Rundgang zum Hafen zu einem Kunstwerk, was wie ein Leuchtfeuer anmutet (und wo es natürlich einen Cache gibt), gemacht. Auf dem Rückweg haben wir im kalten, karibisch-türkisfarbenen Wasser gebadet – einfach herrlich! Später führte uns der Weg zu einem der wenigen Windräder hier (im Cache sogar als Windpark tituliert, aber bereits still gelegt) und einem Leuchtfeuer.
Für die Nacht haben wir uns vorgenommen, nachdem wir Tagebuch und Blog beschrieben haben, die Mitternachtssonne zu fotografieren. Was auch gut geklappt hat und in der nächsten Nacht im Hafen von Andenes bei weitem nicht so schön war.
24.7. Montag
Auf der Fahrt hatten wir beschlossen das weiterhin sonnige Wetter zu nutzen und geradewohl nach Andenes durchzufahren, um dort einen Campingplatz fürs Wäschewaschen, Bloggen (dort gab es immerhin Wlan) und Reorganisieren aufzusuchen. Und natürlich um an einer Wal-Safari teilzunehmen – wenn wir schonmal hier oben sind und Walgarantie bekommen! Hatten wir die letzten beiden Tage grüne eher runde Berge mit Agrarland und Streubesiedlung, änderte sich das nun in die „klassische Fjäll-Optik“ mit zeitweisem Heidecharakter. Natürlich legten wir auf der Fahrt auch einen Stopp für einen Cache, zwischen weitläufigen Bergen, ein.
Endlich: Wale!
Am Walmuseum konnten wir mit nur wenig Wartezeit sogar schon aufs Schiff – gut, dass wir nicht erst auf den Campingplatz eingeschecken waren. Vorher nahmen an der kleinen Einführung im Museum teil und dann ging es mit dem Schiff raus. Keine Stunde verging und wir sichteten eine Familie Orkas. Die Kameras der Mitfahrenden klickten ohne Unterlaß. Die erste Reihe der Fotografierenden musste auch immer wieder ermahnt werden, sich hinzuknien, damit die zweite Reihe auch sehen konnte…
Nach drei Sichtungen der 5 bis 10 Tiere ging es dann weiter auf die See zu dem 1600 Meter messenden Kontinentalsockel, wo die Pottwale nach Riesenkalmaren jagen sollten. So suchte das Schiff mit den Unterwasser-Mikrofonen nach den bekannten Ortungs-Klick-Lauten der Pottwale – und hörte wohl keine. Jedenfalls verstrich Stunde um Stunde und um 21:00 Uhr wurde verkündet, dass es nun zurückgeht. Eine Stunde später erreichten wir dann Andenes, durchgefroren und ohne den garantierten Pottwal. Aber wir hatten ja die kleinen Killerwale gesehen. Trotzdem schade, ich hatte mich so auf einen großen „richtigen“ Wal gefreut. Kurzentschlossen parkten wir noch um auf den Hafenstellplatz und sparten so die Fahrerei und Kosten für den Campingplatz.
25.7. Dienstag
Heute nebelt es. 100m Sichtweite. Laut YR, der norwegischen und sehr smarten WetterApp, soll es aber sonnig werden. Wir machten noch einen kleinen Stadtrundgang. Am Leuchtturm, dessen Sonnenuhr mit Weltkugel schon bessere Zeiten gesehen hatte, fanden wir eine klassische Filmdose.
Der Nebel begleitete uns bis kurz vor Senja, dann riß er auf und bot ein unbeschreibliches Schauspiel: Eine vielleicht 300 Meter dicke Nebelschicht glitt von den Bergen herab auf den von der Sonne beschienen türkis schimmernden Fjord und auf der anderen Bergseite wieder herauf. Sehr, sehr eindrucksvoll. Dann ging es die 86, später 862 entlang der Empfehlung des Reiseführers – der westlichen Küstenlinie folgend zu den riesigen Senjatrollen.
Das goldene Klohaus
Ja, und dann kam es – das goldene Klohaus. Ein Klohäuschen aus Beton, aber mit goldenen Kacheln versehen. Es soll 3 Mio. Kronen gekostet haben, also rund 300.000 Euro. Und was für ein Menschenauflauf, es hatte fast Volksfestcharakter. Zwei dutzend Zelte, Wohnmobile und Menschen und sogar Familien mit kleinsten Kindern. Das bemerkenswerte Bauwerk ist schließlich auch schön am Strand einer Bucht gelegen – schade nur, dass der Nebel die Sicht und die Sonne beeinträchtigt hat.
26.7. Mittwoch
Heute haben wir am goldenen Klohaus etwas länger geschlafen und sind gegen 8:30 Uhr aus den Schlafsäcken gekrochen, Die Nacht war wie immer min. 12°C. Leider waren die Nebelwolken nicht verschwunden, sondern sind noch etwas gefallen. Alsbald ging es los auf der 862, die Insel auf der kleinen Landschaftsroute im Uhrzeigersinn zu umrunden. Leider ohne jegliche Sicht nach oben zu den Berggipfeln – die können flach oder hoch, rund oder zackig wie auf den Lofoten sein – wir wissen es nicht.
Von 862 nun auf die 861. Wir haben dann noch zwei Caches gehoben, sind dann bei Finnenes über die Brücke Richtung E6 und haben einen kurzen Cache- und Orientierungsstopp eingelegt und dann eine der Dosen aus dem TooTallDE-Profil besucht: Prolog stasjon II – ein Stück Gleis und ein ehemaliges Wartehäuschen liebevoll dekoriert. Dann ging es weiter die E6 hoch gen Norden, wo wir auf ein Sami-Souvenir-Dorf gestoßen sind.
Endlich: Rentiere!
Als sich E6 und E8 wieder trennten, folgten wir der E8 gen Osten. Die Berge weiter mit Schnee bedeckt, aber dafür immer mehr Wälder, zumeist Birken bis zu 6m und stark bemoost. Und es gab wieder vermehrt kleine und große Haltebuchten, die das wilde Übernachten leicht machten. Ein Cache am Straßenrand leitete uns zu einem Wasserfall, sogar mit Geländer für uns Touris. Und dann war es soweit: die Norwegisch-Finnische Grenze natürlich mit einem Cache und unserem ersten und einzigen neuen Länderpunkt. Wir übernachteten auf dem ersten Campingplatz nach der Grenze für 26 Euro, sogar mit Warmduschen und Sauna. Letztere aber nach Geschlechtern getrennt – so haben wir mit der überfälligen Dusche vorlieb genommen.
Danach ging es in die nahe Gemeinschaftsküche, um das Abendessen zuzubereiten. Doch was war das? Plötzlich schauten alle Leute aus den Fenstern gen Norden – draußen hatten sich zwei Rentiere auf dem Campingplatz eingefunden – unsere ersten! Natürlich haben wir mit unseren Handies Fotos gemacht, aber die Situation war letztlich doch etwas unspektakulär.
27.7. Donnerstag
Pünktlich auf 9:30 Uhr waren wir am Anleger bei der Personenfähre mit vielen anderen Reisenden. Der Motor wurde auch flott angelassen doch sie startete noch nicht. Schlag 10 Uhr ging es dann aber los. An der anderen Seeseite angekommen ging es durch Sumpf, an Seen vorbei einen gut ausgetretenen Pfad durch einen Birkenhain – recht klassisch für Skandinaviens Fjälle. Große runde Berge mit Schneefeldern säumten den Weg und es schien die Sonne. Ja, und unendlich viele nervende Beißviecher, so dass wir Regenhüte aufsetzten und die Moskito-Schleier herunterließen. Am Dreiländerstein dann großes Gedränge – jeder will ein Foto. Wir sind dann los die drei Caches hier suchen: Treriksrøysa-Norge, Treriksroset-Sverige und Explore Sweden #6 – Treriksröset. Dann ging es den gleichen Weg wieder zurück, wir waren gegen 12:30 Uhr wieder am Anleger und freuten uns auf die Fähre. Allerdings mussten wir mehr als 2 Stunden warten. Vom Campingplatz fuhren wir zurück zur E6. Hier haben wir dann nochmal schnell in die App gesehen und nur 900m Luftlinie entfernt ein Wrack einer Junkers Ju88 ausgemacht. Diese hat eine Schautafel, wobei sehr viel weniger als bei der abgestürzten Junkers im Ringebu-Fjäll übrig ist.
Etwa 15 Kilometer, bevor wir von der E8 wieder auf die E6 Richtung Alta fuhren, konnten wir wieder diese Hochnebelwolke – ich hab sie „das Nichts“ getauft – sehen und fotografieren. Und dann waren wir wieder mitten drin: Düster und sehr sehr neblig.
28.7. Freitag
Wir folgen der Küstenlinie bevor es nach Alta geht. Hier ändert sich das Landschaftsbild bzw. das, was wir bis zu einer Höhe von zweihundert bis dreihundert Meter sehen können, bevor es im Hochnebel verschwindet. Ich bin immer noch erstaunt, wie lange sich diese Wettersituation über mehrere hundert Kilometer in den Fjorden hält.
Endlich: Das Nordkapp!
Es geht an die letzten 100km zum Nordkapp, wieder der felsigen Küstenlinie folgend. Die zerklüfteten Felsen erinnern an die Lofoten und die Straße an den Trollstiegen. Nun kommen die Wolken immer weiter runter und alles wird zu einer grauen Nebelsuppe. Wir parkten die Nacht auf dem Parkplatz 5 Kilometer vor dem Nordkapp, der gleichzeitig Empfehlung zur Wanderung zum wahren Nordkapp ist.
29.7. Samstag
Nun war er also da: Der Tag, an dem wir am Nordkapp sind. Wir fuhren um 9 Uhr durch die Schranken und mussten 540 Kronen Eintritt zahlen. Draußen herrschte dichter Nebel und Regen, so dass wir erst einmal auf die Fotos an der Weltkugel verzichteten.
Wir schauten uns um im der Nordkapp-Halle, stöberten durch das Überangebot der Souvenirs und verbrachten den Rest des Tages damit das Wetter auszusitzen um möglicherweise noch ein brauchbares Foto zu machen. Die Zeit vertrieben wir uns auch mit zwei Caches: Nordkapp und Faszination Nordkap – post-glasiale – EC.